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Mecklenburg ist 6 Stunden weit weg, oder?

„Hallo Tagebuch. Heute ist ein sehr anstrengender Tag. Heute Morgen konnten wir uns nicht entscheiden, wohin wir wollen. Ich habe einen Tagesplan geschrieben, aber danach haben wir uns entschieden nicht nach Kassel zu fahren, sondern direkt nach Mecklenburg … nun werden wir in 1 Stunde 30 Minuten aussteigen und wir wissen immer noch nicht, wo wir schlafen wollen/können.“

Dies ist ein Auszug aus dem Reisebericht einer Jugendlichen. Zusammen mit sechs Heranwachsenden hatte sie im Oktober ihren Rucksack gepackt und war zu einer abenteuerlichen Reise aufgebrochen. Die Herausforderung bestand darin, eine gemeinsame Ferienwoche zu organisieren und zu verbringen. Zu Beginn stand weder das Ziel noch die Übernachtungen fest. Alles wurde innerhalb der Gruppe ausgehandelt, recherchiert und entschieden (Zugfahrpläne, Fahrtkosten, Essensplanung, Übernachtungen…). Die einzige Vorgabe bestand darin, die Zeit nicht an einem einzigen Ort zu verbringen, sondern immer wieder zu reisen und unterwegs zu sein. Zur Verfügung stand ein kleines finanzielles Budget, welches durch das Eingehen von freiwilligen Aufgaben etwas aufgebessert werden konnte. Aus 100 Vorschlägen konnten die Jugendlichen passende Herausforderungen wählen und diese gemeinsam bestehen: Überquert zu Fuß einen Fluss, fahrt auf einem Trecker mit, verbringt eine Nacht unter freiem Himmel, interviewt fünf fremde Personen mit verschiedenen Berufen und befragt sie zu diesen, etc. Das damit „verdiente“ Geld konnte in die gemeinsame Kasse fließen und wurde von allen verwaltet.

Mit dem Vorhaben werden Jugendliche angesprochen, die in besonderem Maße herausgefordert sind, ihre alterstypischen Entwicklungsaufgaben zu bewältigen und sich in ihrer individuellen Lebenswirklichkeit zu bewähren. „Zug um Zug“ ist ein innovatives Konzept des abenteuerlichen Unterwegsseins für junge Schulverweiger*innen und benachteiligte Jugendliche. Ziel des einwöchigen Ferienangebotes ist die Autonomieförderung der Teilnehmer*innen im Rahmen selbstbestimmter Entscheidungsprozesse. Unterschiedlichste Fragestellungen in den Bereichen Kommunikation, Alltagsplanung, Lebenspraktisches, Mobilität, digitale Medien, Kunst und Kultur sowie Länder und Leute forderten die Reisenden heraus. Dabei spielten auch die Auseinandersetzung der Jugendliche mit den eigenen Grenzen und das Sammeln neuer Lebenserfahrungen eine zentrale Rolle.
Insgesamt waren zwei Gruppen im Oktober 2020 mit dem Vorhaben „Zug um Zug“ quer durch das Land unterwegs. Finanziert wurde das Projekt dankenswerterweise durch eine großzügige Spende der Stiftung MitMenschen der psd Bank Hessen-Thüringen eG.

Einen Einblick in die Reiseerfahrungen einer der beiden Gruppen erhalten Sie hier.