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Vortrag zum Erzählen aus dem islamischen Raum

Für alle, die sich für das Erzählen, fremde Kulturen und spannende Geschichten interessieren: Am Donnerstag, 21.3.2019 lädt die Kulturelle Aktion Marburg - Strömungen, das Marburger Literaturform und der bsj Marburg zu einem Vortrag bzw. einem Erzählabend von Prof. Dr. Johannes Merkel ein.

Es geht um: "Shehrezads unbekannte Schwestern: Wie Frauen in Häusern und Harems erzählten"

Erzählen bedeutete in historischen Zeiten in allen islamischen Ländern mehr als Unterhaltung und Zeitvertreib. Es wurde öffentlich vorgetragen und erzeugte Öffentlichkeit (und ist insofern in seiner Funktion eher mit dem Fernsehen zu vergleichen). Aufgrund der strikten Trennung der Lebensbereiche von Männern und Frauen blieb die Öffentlichkeit der Märkte, Straßen und Kaffeehäuser jedoch ausschließlich den Männern vorbehalten.

Den (meist männlichen) Orientalisten Europas, die im Gefolge der Begeisterung für 1001 Nacht die orientalischen Kulturen erforschten, blieb es lange verborgen, dass überall in diesen Ländern auch eine in Haushalten und Harems ausgeübte Erzählkunst lebte, die ausschließlich von Frauen und Kindern ausgeübt wurde. Dort wurde zwar ähnlich kunstvoll und phantasiereich erzählt, gängige Geschichten wurden aber anders und häufig ganz andere Geschichten erzählt, in denen Frauen die „Helden“ stellten, sich gegenüber Männern behaupteten oder sich gar in Männerkleidung heldenhafter als Männer erwiesen. In der Abgeschiedenheit der Harems konnte die weibliche Erzähltradition länger überdauern als die Auftritte der Berufserzähler, die mit dem Aufkommen des Rundfunks fast überall ihr Publikum verloren.

Ort: TTZ Marburg
Zeit: 19 - 21 Uhr
Eintritt frei