City Bound
Erfahrungsorientierte Bildungsangebote in städtischen Räumen
Im Gegensatz zu Outward Bound, dessen Handlungsfeld die Natur ist, befindet sich das Aktionsfeld von City Bound in der Stadt. City Bound Angebote eröffnen in diesem vertrauten Umfeld völlig neue Erfahrungen, sie eröffnen neue Blickwinkel auf einen bekannten Lebensraum. Damit ist die pädagogische Perspektive verknüpft, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an solchen Angeboten auch einen neuen Blick auf sich selbst werfen können und ihre Kompetenzen und Ressourcen weiterentwickeln.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des bsj bieten seit vielen Jahren City Bound-Angebote für Schulklassen oder Jugendgruppen aus den Bereichen Jugendarbeit, Jugendberufshilfe und Jugendsozialarbeit an.
Historisch stand bei der Entwicklung von City Bound zunächst die Übertragung klassischer erlebnispädagogischer Praxiselemente wie Klettern, Abseilen, Paddeln etc. in den städtischen Raum im Vordergrund.
Aktivitäten, die sich mit der Orientierung und Mobilität im städtischen Raum auseinandersetzen, haben jedoch zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dazu zählen Aktivitäten wie modifizierte Stadtralleys, Interviews mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens (z.B. dem Polizeipräsidenten, dem Bürgermeister o.ä.), Spiele im Verkehrssystem einer Stadt, ein Frühstück im öffentlichen Raum, die Lösung eines Kriminalfalls, die Animation von 20 Personen nach vorher festgelegten Kriterien, sich für ein Foto aufzustellen und vieles mehr. Die Inhalte von City Bound entwickeln sich aber stets weiter. Ausgehend von der spezifischen Problematik der jeweiligen Zielgruppe versucht der bsj die Stadt im Hinblick auf pädagogische Handlungsfelder zu überprüfen und entsprechend der städtischen Settings neue Praxisbausteine zu entwickeln. Die City Bound Aktivitäten sind – wenn sie als Bildungsangebot konzipiert werden – keine reinen Spaß- oder Unterhaltungsaktivitäten. Denn neben dem insgesamt hohen Maß an Selbsterfahrung, das es angemessen zu reflektieren gilt, geht es darum, unmittelbar in und mit dem städtischen Umfeld zu agieren.
City Bound arbeitet mit größeren und kleineren Störmanövern, die den Sinn haben, Irritationen auszulösen, um damit über eigene eingefahrene Wahrnehmungs-, Orientierungs- und Handlungsmuster nachzudenken und sie gegebenenfalls problemangemessen zu verändern. Anders als in klassischen erlebnispädagogischen Angeboten, in denen in der Regel mit Gruppen gearbeitet wird, steht bei City Bound das Individuum im Vordergrund. Die Gruppengröße wird schrittweise reduziert.
Darüber hinaus ist die zunehmende Delegation von Verantwortung über den Verlauf der Aktivitäten fester Bestandteil der Methode. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eröffnet dieser methodische Ansatz die Chance, sich mit den jeweiligen Aufgaben und dem damit einhergehenden Erfolg bzw. Misserfolg zu identifizieren.
City Bound im Übergang Schule-Beruf
Mangelnde Bereitschaft und Fähigkeit zur Kommunikation und Kontaktaufnahme mit fremden Menschen; geringe oder unrealistische berufliche Zukunftsvisionen; rigide und festgefahrene Gewohnheiten und Einstellungen; Schwierigkeiten mit der Orientierung und Mobilität in städtischen Räumen; wenig Zutrauen in die eigene Person/Selbstwirksamkeit?
An diesen typischen Problemlagen von Jugendlichen am Übergang von Schule und Beruf setzen City Bound Projekte an. Sie thematisieren die Aktionsräume der Jugendlichen, vermitteln Wissen über Institutionen und Ausbildungsmöglichkeiten, ermöglichen Erfahrungen der Kommunikation und der Kontaktaufnahme mit unbekannten Menschen in fremden und ungewohnten Herausforderungssituationen.
In regelmäßigen Reflexionsphasen werden Handlungsmuster, die zum Gelingen oder Nicht-Gelingen bei der Bewältigung der Aufgaben beigetragen haben, herausgearbeitet. Es werden Gruppenvereinbarungen getroffen und wichtige Transferleistungen nachvollzogen. Die Rückmeldungen und Rückfragen anderer Teilnehmer und durch die Leitung eröffnen den Schülerinnen und Schülern die Chance, neue Lösungsstrategien kennen zu lernen und somit die Möglichkeit, ihr eigenes Vorgehen kreativ weiter zu entwickeln. City Bound-Veranstaltungen lassen sich gut in ein Gesamtkonzept von Potentialanalysen, Zielvereinbarungen, Hilfe- und Förderplänen sowie Stärke-Schwächen Portfolios etc. integrieren.